Diabetes Typ 1
Im November 2022 habe ich erfahren, dass ich Diabetes Typ 1 habe. In diesem Beitrag möchte ich euch kurz erklären, wie ich darauf aufmerksam geworden bin und was das derzeit für meinen Alltag bedeutet.
Inhalt
Verdacht auf Diabetes
Normalerweise bin ich ungern jemand, der sich im Internet oder den sozialen Medien über Krankheiten und die Symptome informiert, aber wenn einem diese entgegengeworfen werden, schaut man gleich doch mal nach.
Symptome für Diabetes können eine rasche Gewichtsabnahme, viel Durst oder häufig auf die Toilette gehen zu müssen, sein.
Bei mir waren es nur die letzten Beiden, welche ich über längere Zeit hatte, mir aber nichts dabei gedacht habe.
Als mir dann aber die Symptome für Diabetes präsentiert wurden, hatte ich einen Verdacht und bin zum Arzt gegangen und habe einen Test gemacht. Schwups, Ergebnis war da.
Ich hatte einen Langzeitzuckerwert (ca. 3 Monate) von 16, das ist ziemlich hoch (laut meiner Diabetesberaterin haben sie aber auch schon viel höhere Werte erlebt).
Aufgrund meines hohen Wertes ging es direkt ins Krankenhaus.
Meine Zeit im Krankenhaus
Zuerst muss ich sagen, dass ich zwei Nächte in der Notaufnahme verbracht habe. Betten waren zwar nicht gerade angenehm, aber auf der Station selbst war bis dahin noch kein Bett frei. Aber alle waren nett zu mir.
Auf der Station wurde ein Zimmer frei und ich konnte verlegt werden. Dabei ging es zuerst darum, die Krankheit kennenzulernen und den Umgang mit Insulin zu lernen. Dazu schreibe ich gleich etwas mehr.
Bei der Diabetesberatung ging es dann darum, alles zu lernen, was mir außerhalb des Krankenhauses helfen wird.
Auch hier kann ich alle Beschäftigte nur loben, freundlich, liebevoll und bei Fragen jederzeit da.
Besuch empfangen war auch erlaubt, nachdem aber noch die Corona-Maßnahmen galten, immer mit Maske. Ist aber auch verständlich.
Ich war so fast zwei Wochen im Krankenhaus, bis ich in die „freie“ Welt entlassen wurde. Und damit ging es langsam aber sich, den Alltag mit Diabetes zu lernen und zu meistern.
Lebensretter Insulin
Ich bin umehrlich zu sein kein Freund von Nadeln oder ähnlichem. Aber jetzt muss das sein, ansonsten kann es meinen Körper schädigen. Ohne Insulin würde bei jeder Mahlzeit mit Kohlenhydraten mein Zucker in die Höhe schießen, weil meine Bauchspeicheldrüse ihren Job nicht machen möchte.
Hier habe ich zwei Arten von Insulin. Das Basalinsulin ist mein Langzeitinsulin und versorgt meinen Körper tagsüber und nachts mit Insulin. Hier hat jeder unterschiedliche Dosierungen. Ich selbst spritze mir morgen und abends jeweils 5 Einheiten.
Dazu gibt es das Bolusinsulin oder auch Mahlzeiteninsulin. Bei Essen gilt es, die Menge an Kohlenhydraten zu schätzen und entsprechend dieser die Bolusinsulineinheiten zu spritzen. Dadurch soll der Zucker nicht all zu in die Höhe schießen (was manchmal gar nicht so einfach ist).
Broteinheiten
Eine Broteinheit entspricht ca. 12g Kohlenhydrate. Es gibt auch Kohlenhydrateinheiten, das sind ca. 10g.
Die Angaben auf Verpackungen geben einem Hinweise darauf, wie viele Kohlenhydrate sich in dem Essen verbergen. Manchmal auch Portionsangaben, ansonsten werden die Kohlenhydrate auf 100g angegeben. Daher kann manchmal auch schon Mathe zum Einsatz kommen.
Die kleinen Helfer des Alltags (neben dem Insulin)
Neben all dem Insulin habe ich noch weitere Helfer, für die ich tatsächlich dankbar bin. Fangen wir doch mal mit meinem „Sensor“ an.
Sensor
Der Sensor wird an meinem linken oder rechten Unterarm angebracht und bleibt dort jeweils 2 Wochen, danach ist ein Wechsel notwendig. Mein Sensor misst meinen Gewebezucker, sodass ich immer im Blick habe, wie es gerade um meine Werte steht. Dabei ist zu beachten, dass es eine Toleranzgrenze gibt, weil es dauert, bis das Essen verarbeitet und im Gewebe gemessen werden kann. Grundsätzlich aber ist er eine große Hilfe, frühzeitig auf Über- oder Unterzuckerung zu reagieren.
Blutzuckermessgerät
Um sicher zu gehen, sollte man als Gegencheck (und wenn der Sensor ausfällt) auch ein Blutzuckermessgerät bei sich haben. Dabei pikst man sich mit einer Stechhilfe entweder in Mittel-, Ring- oder den kleinen Finger, um einen Tropfen Blut auf einen Teststreifen zu tropfen. Dadurch kann das Messgerät dann deinen Blutzucker analysieren und dir den derzeitigen Wert mitteilen. Hilfreich, besonders, wenn sich der Sensor noch eingewöhnen muss.
Bücher
Und hier meine ich nicht Bücher über Diabetes, auch diese sind selbstverständlich sehr hilfreich. Es geht um Bücher, welche Listen beinhalten, die Auskunft über Brot- bzw. Kohlehydrateinheiten geben. Ja, es gibt Leute, die haben sich die Mühe gemacht, dies in Bücher zusammenzufassen. Ich habe zum Beispiel das Buch „Kalorien Mundgerecht“ empfohlen bekommen. Es beinhaltet viele Lebensmittel mit ihren wichtigsten Angaben.
Mehr zu diesem Buch und der Webapp findet ihr auch auf der folgenden Seite: https://kalorien-mundgerecht.de
Apps
Um Hilfe für das Berechnen zu bekommen, gibt es viele verschiedene Apps, welche eine Onlinedatenbank sind und einem beim Berechnen helfen. Auch, da viele Leute die Nähwerte dort einpflegen. Dazu gehörten bei mir, ich habe ein iPhone 12, die WETID-App ( https://wetid.de/wetid-app/)oder die BE-App (iOS: https://apps.apple.com/de/app/be-app/id1010452829 bzw. für Android: https://play.google.com/store/apps/details?id=de.kalorien.be&hl=de&gl=US&pli=1).
Die Psyche
Jup, auch die Psyche spielt bei allem eine Rolle. Es gibt manchmal Tage, da will einfach nichts funktionieren. Und häufig habe ich mich dann auch schon gefragt, warum gerade ich. Was habe ich getan, dass ich das verdient habe. Aber ich sehe, dass auch andere es schaffen, schon viel länger als ich, mit Diabetes zu leben. Ja, es ist nicht immer einfach, aber ich kann das schaffen. Zudem bin ich nicht allein, meine Familie und meine Freunde unterstützen mich wo sie nur können. Und dafür bin ich ihnen allen unendlich dankbar.
Noch viel zu lernen
Und nachdem es noch nicht mal ein Jahr her ist, habe ich viel zu lernen und zu verstehen. Ich weiß, es ist kein einfacher weg aber mit Erfahrung hoffe ich, so viel zu verstehen, wie es nur geht. Ausrutscher wird es immer geben, diese kann ich nicht verhindern, das weiß ich. Aber auch daraus lernt man. Und ja, vielleicht klinge ich hier, als hätte ich es bereits akzeptiert aber dem ist nicht so, es dauert…Wie lange, das kann ich nicht sagen aber es wird besser.
Worin mich mir sicher bin, irgendwann wird die Forschung es schaffen, auch Diabetes zu heilen. Davon gehe ich ganz fest aus. Die Frage ist nur, wann. Bis dahin müssen wir Typ1er und auch alle anderen es irgendwie schaffen. Und wir sind ja nicht ohne Hilfsmittel, daher packen wir das schon.
Ich hoffe daher, euch mit diesem Beitrag zumindest etwas informiert haben. Falls ihr möchtet, könnt ihr mich gerne anschreiben, auch, wenn ihr selbst Typ 1 seid.
Falls ihr möchtet, schaut gerne auch bei meinen anderen Beiträgen vorbei:
https://jessislife.com/museumszeit/
https://jessislife.com/last-night-of-the-year/